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Tipps und Tricks

Auf was muss geachtet werden, wenn ein blinder Mensch auf Reisen geht? Wie kann diese Person beim Reisen unterstützt werden? Auf die manchen kleinen aber feinen Unterschiede wird in diesem Blogeintrag genauer eingegangen. 

Planung

In der Planung einer Reise eines Blinden unterscheidet sich vieles nicht gross von einer Reise eines sehenden Menschen. Die Vorbereitung hat nur einen grossen Unterschied: der fehlende visuelle Teil. Wir informieren uns deswegen viel über Mund-zu-Mundpropaganda und erfahren dadurch die Reiseerlebnisse von Freunden und Bekannten. Wir hören sehr schnell, ob jemand begeistert von etwas erzählt und ob somit die Freude ansteckend ist. Falls mich die Reiseerlebnisse packen, dann informiere ich mich weiter übers Internet. Das Nachforschen im Internet unterscheidet sich kaum vom Recherchieren eines Sehenden. Zudem höre ich persönlich ganz gerne Radio und Fernsehdokus, weil die im Detail auf das Land und die Leute eingehen. Diese werden meistens so erzählt, dass ich mir als blinder Mensch auch etwas darunter vorstellen kann. Zur Abwechslung lese ich auch Reisedokus im Internet. Des Weiteren bieten Zeitschriften, über den elektronischen Kiosk, auch viele Reiseartikel an. Diese sind extra für Menschen, die sich das nur anhören können, sehr tiefgründig geschrieben.

Angebote

Die verschiedenen Angebote der Blindenorganisationen wie der Schweizerische Blindenbund und auch der Schweizer Blinden- und Sehbehindertenverband bieten viele Reisen an. Sie erstellen jährlich ein Reiseprogramm, welches sie auch auf ihren Kanälen veröffentlichen. Je länger je mehr höre ich zusätzlich auch gerne Podcasts, welche über unterschiedliche Reisen berichten. Zu guter Letzt gehe ich regelmässig zum selben Reisebüro im Dorf, in dem die Reisefachverkäuferin bereits spezialisiert ist, ein Reiseprogramm zusammenzustellen, welches auch meine Bedürfnisse deckt.

Generell ist heutzutage den Reisebüros bewusst, dass es nicht nur sehende Reisende gibt. Aus diesem Grund setzen sie sich demensprechend auch mit uns Blinden und unseren Bedürfnissen auseinander. Dies bedeutet nicht, dass sie bereits Angebote speziell für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung haben, sondern dass sie nachfragen, wie ein Angebot angepasst werden muss, damit es unseren Bedürfnissen entspricht.

Blindenorganisationen

Bei den Blindenorganisationen kann auch nachgefragt werden, falls ein Sehender Rat sucht, worauf bei einer Reise speziell geachtet werden muss, wenn ein Blinder mitreist.

Wenn man explizit eine Reise für Menschen mit einer Beeinträchtigung organisieren möchte, zu denen wir Blinde und Sehbehinderte auch dazugehören, gibt es Procap in Olten, die sich auf das Anbieten von Reisen für Menschen mit einer Beeinträchtigung spezialisiert haben.

Hilfestellungen

Bei Hilfestellungen generell ist zu beachten, dass wir blinde Menschen fast überall Hilfe benötigen, wo wir uns nicht auskennen. Beispielsweise beim Zugfahren gibt es die Bahnhofshilfe, die in allen grösseren Bahnhöfen vorhanden ist. Das SBB-Call Center Handycap ist per Telefon stets erreichbar. Bei der Deutschen Bahn ist die Bahnhofsmission das Pendant.

Im Auftrag der Fluggesellschaften unterstützt die Firma Goldair AAS in Zürich die Flugreisenden mit einer Beeinträchtigung. Wenn ich alleine am Flughafen Zürich mit dem Zug ankäme, würden sie mich dort abholen und den ganzen Check-in-Prozess über die Sicherheitskontrolle bis zum Flugzeug mit mir bestreiten. Am Gate werde ich von der Flugzeugbesatzung in Empfang genommen. Die gleiche Betreuung wird auch am Zielflughafen gewährleistet. Man kümmert sich auch um die Besorgung von einem Shuttle oder Taxi und begleitet mich auch bis dorthin. Als blinde Person wird man zu keiner Zeit alleine gelassen.

Im Hotel selber ist es natürlich wichtig, dass auch da das Personal gut geschult ist. Bereits bei der Buchung oder spätestens bei der Anreise muss über Beeinträchtigungen informiert werden. Falls ich alleine reise, sollte mich jemand beim Taxi entgegennehmen, mich zur Rezeption und danach bis aufs Zimmer begleiten. Das Zimmer und die Einrichtung müssen erklärt werden. Sehr wichtig ist, dass auf das Notfallszenario eingegangen wird, denn wir Blinden können die Notfallpläne nicht lesen. Zudem muss gezeigt werden, wo das Telefon ist, welche Nummer zu welcher Abteilung gehört und an wen ich mich bei Fragen melden könnte. Ich selber nehme mir dann die Nummern als Sprachmemo auf, um sie bei Bedarf abrufen zu können.

Den Weg zum Restaurant findet eine blinde Person beim ersten Mal kaum alleine. Da braucht es jemand, der mich begleitet und zum Tisch führt. Das Servicepersonal sollte Bescheid wissen, welche grundsätzlichen Bedürfnisse der blinde Gast hat. Die Speisekarte sollte ihm erklärt werden. Wenn etwas am Tisch gemacht wird, sei es beim Eindecken, Servieren oder auch beim Abräumen, muss dies kommuniziert werden. Wichtig ist auch zu erwähnen, von welcher Seite serviert wird. Das Essen auf dem Teller kann anhand des Uhren-Prinzips erklärt werden. Beispielsweise, dass auf sechs Uhr das Fleisch und auf neun Uhr das Gemüse liegt.

Nach dem Essen ist es wichtig zu fragen, ob der Gast noch an die Bar oder direkt aufs Zimmer möchte? Denn auch dort bräuchte ich dann die nötige Unterstützung.

Ansonsten beschäftigt sich ein blinder Mensch mit ähnlichen Fragen rund um den Aufenthalt. Was kann ich in einer Stadt erleben? Was gibt es für Sehenswürdigkeiten? Wenn es Museen hat, wie sind die ausgestattet? Gibt es Audio-Guides, die Beschreibungen über die verschiedenen Objekte abgeben? Kann ich mit meinem Handy einen QR-Code scannen und mein Handy kann mir dann das Geschriebene vorlesen? Gibt es Stadtführungen, die speziell auf Blinde ausgerichtet sind? Beim Beantworten dieser Fragen kann Procap hier sehr unterstützend sein.

Falls ich alleine reisen würde, bräuchte ich am Abreisetag eine Kontrolle des Zimmers, dass ich nichts liegen gelassen habe. Beim Check-Out muss auf die gleichen Dinge geachtet werden, wie bei der Anreise.

Bei der Nachbereitung mit einem blinden Menschen muss darauf geachtet werden, dass das Ausfüllen eines Fragebogens beim Check-Out schwierig ist. Formulare sollten deshalb lieber per E-Mail zugestellt werden, damit der Gast sich selbständig und ohne Zeitdruck dem Beantworten der Fragen widmen kann. Eine Nachfrage, wie der Aufenthalt empfunden wurde, kann auch per Telefon erfolgen.

Reisebegleitung

Generell ist zu sagen, dass eine blinde Person meist in Begleitung reist. Eine Reise alleine zu unternehmen ist eher die Ausnahme, ausser es handelt sich um einen Besuch in einer vertrauten Umgebung. Eine reine Erkundigungsreise macht ein Blinder sehr selten alleine.

Falls ein blinder Gast in Begleitung reist, ist es sehr wichtig, dass die blinde Person direkt angesprochen wird und Sätze nie in der dritten Person formuliert werden, wie beispielsweise «kann er» oder «möchte er». Das kann beleidigend sein und ist nicht sehr förderlich im Umgang mit uns blinden Menschen. Uns sollte man so offen und ehrlich gegenübertreten, als ob wir keine Einschränkung hätten. Es darf ruhig zugegeben werden, falls man etwas nicht weiss oder man bei etwas unsicher ist. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Hilfe angeboten aber nicht aufgedrängt werden sollte, denn viele blinde Menschen werden in ihrem Können unterschätzt.

Abschliessend ist zu sagen, dass die verbale Kommunikation für einen Blinden das A und O ist.

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